Whisky & Pipes-Tasting 'Aus der Schatzkiste'

Meine Freunde von Whisky & Pipes hatten für den 15. Januar wieder einmal zu einem Tasting im Towers Irish Pub in Ludwigsburg eingeladen.

Das Tasting war als 'Luxustasting' mit dem Motto 'Aus der Schatzkiste' angekündigt. Bei den acht Protagonisten handelte es sich durchweg um alte und/oder rare Abfüllungen. Die Meisten waren älter als 20 Jahre, alle sind nur noch schwer bzw. gar nicht mehr erhältlich. Dafür sind solche Tastings ideal. Bieten Sie doch die Möglichkeit, in den Genuss solcher Schätze zu kommen.

Als Starter in das Line-Up wurde eine 21 Jahre alte Originalabfüllung von Arran ausgewählt. Der bernsteinfarbene Whisky wurde mit 46 % vol. abgefüllt. Das hellfruchtige Aroma wird begleitet von Würze und Holz, ebenso von Vanille. Im Mund setzen sich diese Noten fort. Die Früchte wirken reifer. Eine leichte Tresternote kommt dazu. Das Mundgefühl ist cremig weich, aber trotzdem trocken. Der Whisky gewinnt nach und nach an Komplexität. Der Gesamteindruck ist trocken und würzig mit deutlichem Holzeinfluss, aber für das Alter trotzdem recht leicht (8,5 Punkte von 10) (Whiskybase)

Der Zweite in der Reihe war ein Single Grain von der geschlossenen Brennerei Cambus. Der Whisky aus der Cask Strength Collection von Signatory Vintage wurde 1991 destilliert und 28 Jahre später in 459 Flaschen mit 57,8 % vol. abgefüllt. Reifen durfte er in dieser Zeit in einem Refill Sherry Butt. Farblich zeigt er sich in einem dunklen Rotbraun oder auch Mahagoni. Auch im Aroma finden sich dunkle Noten Dörrobst und Rosinen. Dazu Orangen und Eichenwürze. Auch im Mund zeigt er deutliche Reife mit würzigen Aromen von altem Leder, Tabak und Eichenholz. Auch das Dörrobst und die Rosinen (streng genommen ja eigentlich auch Dörrobst) ist wieder präsent. Ein schöner, sehr intensiver Sherry-gereifter Whisky, bei dem das Holz (fast) die Führung übernommen hat. Mit ein wenig Wasser wird der Geschmack nussiger. Es taucht aber leider auch eine dezente Schwefelnote auf. (8,9 Punkte) (Whiskybase)

Ein 26-jähriger Allt-a-Bhainne aus dem Jahr 1992 aus der Reihe Single Malts of Scotland von den Elixier Distillers war der nächste Whisky. Gereift in einem Hogshead wurden die 279 Flaschen am 23.06.2018 mit einer Alkoholstärke von 51,6 % vol. abgefüllt. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit bringt Aromen von überreifen Früchten, vornehmlich Banane. Dazu Haselnüsse und holzige, aber auch eine Prise fleischige Noten. Im Mund erinnert er an Fruchtkompott mit Walnüssen. Würzige Eichennoten und eine verhaltene Chili-Schärfe runden den Geschmack ab. Ein wunderbarer würziger Fruchtkompott, bei dem die Würze immer deutlicher wird. (9,0 Punkte) (Whiskybase)

Der nachfolgende Glen Spey von The Maltman war aus dem Jahr 1988 und durfte 32 Reifen und erhielt ein Moscatel-Finish. Es gab insgesamt 220 Flaschen. Der Whisky hatte einen Alkoholgehalt von 43,8 % vol. In der Farbe Terracotta und im Aroma helle, süße Trauben, Vanille, helles Holz und leichte Röstaromen. Geschmacklich wieder die helle Traubensüße, etwas tropische Frucht. Wieder Vanille und Röstaromen. Recht leicht, aber doch recht tief und komplex. Die Röstaromen schlagen im Nachklang einen leicht bitteren Weg ein. (8,7 Punkte) (Whiskybase)

Die zweite Hälfte des Line-Ups wurde von einem Glenrothes aus dem Jahr 1998 eingeleitet. Nach 20 Jahren in einem nicht näher beschriebenen Fass (vermutlich Sherry), kam er mit 56,8 % vol. aus dem Fass in 550 Flaschen. Die Farbe liegt irgendwo zwischen Terracotta und Mahagoni. Die Nase zeigt deutliche, kräftige Sherrynoten. Dazu gebeiztes Leder, Dörrpflaumen, Eichenwürze und geröstete Kaffeebohnen. Cremig weich und süß ist der Antritt im Mund. Dann kommen auch hier das Dörrobst und die Würze von Eiche, Espresso und dunkler Schokolade. Für 'nur' 20 Jahre ein komplexer und voluminöser Malt mit schönen dunklen Aromen. (9,1 Punkte) (Whiskybase)

 

Im Vergleich zu den Anderen nicht wirklich alt, aber älteren Datums war der nächste Whisky. Mir war neu, dass 'geheime' Talisker früher bei Douglas Laing unter der Bezeichnung Tactical herausgegeben wurden. So wie dieser 18-jährige Skye-Whisky aus dem Jahr 1988 aus der Old Malt Cask-Reihe von Douglas Laing. Er reifte in einem Refill Hogshead und wurde im Dezember 2006 mit, den für diese Reihe üblichen,  50 % vol. in insgesamt 325 Flaschen abgefüllt. Die Farbe lässt sich als dunkles Gold oder heller Bernstein beschreiben. In die Nase steigt eine schönemaritime Rauchnote, leicht verbranntes Holz, Vanille und helle Fruchtsüße. Dem Mund zeigen sich reife, süße helle Früchte, Vanille, eine dezente Schärfe (Chili-Catch?) und Eichenwürze. Das Mundgefühl ist cremig und weich. Ein schöner, durchaus typischer Talisker mit schönen maritimen Aromen und reifen Holznoten. (9,1 Punkte) (Whiskybase)

Damit wären die meisten Tasting beendet gewesen. Aber an diesem Nachmittag gab es noch zwei weitere Schätze.

Die stärker getorften Ableger der Campbeltown-Brennerei sind die Longrow Whiskys. Dieser 13-jährige Longrow Red wurde 2017 abgefüllt. Nach 12 Jahren Reifung in Ex-Bourbon-Fässern erhielt er 15 Monate Nachreifung in Malbec Casks. Im Glas zeigt sich Terracotta. Dunkler süßer Rauch mit Farmcharakter, sowie dunkle rote Beeren und Trauben zeigen sich in der Nase. Im Mund findet sich weniger Rauch, dafür mehr Beeren. Etwas mehr Lagerfeuer, dafür etwas weniger 'Farm'. Auch eine angenehme Chili-Schärfe ist dabei. Ein netter Springbank mit deutlichem Charakter, dunkel und voll. (8,8 Punkte) (Whiskybase)

Zum Abschluss gab es die wohl jüngste Abfüllung. Der Ardbeg Supernova in der Ausgabe aus dem Jahr 2019. Den hatte ich damals schon verkostet und fand ihn nicht so sehr überzeugend (Notes). An diesem Nachmittag bekam der bernsteinfarbene Whisky also seine zweite Chance. Ardbeg-typisch zeigen sich Aromen von Lagerfeuer und Speckpflaumen. BBQ-Noten und dunkle Früchte. Dazu ätherische Noten von Menthol und Eukalyptus und auch Zitrusfrüchte. Der Lagerfeuerrauch findet sich auch im Mund wieder, erinnert aber auch an kalte Asche. Karamell und Vanille bringen Süße und Menthol eine leicht kühlende Frische. Auch dieses Mal kann mich diese Supernova nicht so richtig überzeugen. (8,8 Punkte) (Whiskybase)

Die Schatzkiste war nun geleert und hatte den Teilnehmern einige genussreiche Momente beschert. 

Für mich war in diesem Line-Up der Tactical Talisker das größte Juwel. Der Glenrothes war ihm aber fast ebenbürtig. Danach folgt der Allt-a-Bhainne. Eine Brennerei, die zu Unrecht ein Schattendasein führt. Auch der Cambus konnte zeigen, dass man Single Grains nicht unterschätzen sollte. Der Ardbeg und der Longrow teilten sich den fünften Platz. Der Glen Spey und zu guter Letzt der Arran bildeten die Nachhut.

Beim nächsten Raritäten-Tasting von Whisky & Pipes bin ich mit Sicherheit wieder dabei. 

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