Zum Ende des Jahres 2022 lud St. Kilian in Rüdenau noch einmal zu einem Online-Tasting ein. Zur Verkostung standen sieben Whiskys und einen Likör. Dabei waren fünf neue Single Malts angesagt. Grund genug für mich, wieder einmal ein Tasting Set zu kaufen (ein zweites Set habe ich von St. Kilian gestellt bekommen, Danke dafür).
Durch den Abend führten Mario Rudolf, Master Distiller bei St. Kilian, und Dr. Heinz Weinberger, Honorary Brand Ambassador. Als Special Guest war wieder einmal Axel Ritt, Gitarrist der Heavy Metal Band Grave Digger mit von der Partie.
Im Line Up des Abends fanden sich experimentelle Sonderabfüllungen, Distillery-only-Abfüllungen, neue Signature Editions, neue Standards und neue Grave-Digger-Ausgaben.
Den Anfang machte gleich ein interessantes Experiment. Von den derzeit 325 verschiedenen Fassarten in den Lagern von St. Kilian wurden bei 'Buche meets Zeder' 2 außergewöhnliche Holzarten ausgewählt, die eigentlich nicht für die Fassherstellung geeignet sind. Für die Sonderabfüllung 'Buche meets Zeder' wird rauchiger Newmake verwendet. In die Flasche kommt der Whisky mit 57,7% Vol.. Er liegt recht hell im Glas. In der Nase finden sich ätherische Aromen mit einer weichen Süße und Rauchnoten. Im Mund zeigt sich brennender Kiefernwald mit Süße und leichter Schärfe. Ein echt interessantes Experiment mit überraschenden Aromen. Wirklich brauchen tue ich es allerdings nicht.
Die zweite Vorstellung des Abends war der St. Kilian Classic mild & fruity. Der erste von zwei nun dauerhaft verfügbaren Standard-Whiskys der Destillerie. Für diese Vorstellung kam dann auch Andreas Thümmler auf die Bühne. Bei dem Classic handelt es sich um ein Vatting von 70 % Ex-Bourbon-gereifter und 30 % Sherry-gereifter Whiskys (PX und Oloroso) mit 3 Jahren Alter. Es werden dabei nur nicht-rauchige Single Malt Whiskys aus St. Kilian verwendet. Abgefüllt wird ohne Farbe und Kühlfiltrierung in 0,7 l-Flaschen. Auch das Design dieser 0,7l-Flaschen sind der Pot-Still nachempfunden, wie schon die 0,5 l-Flaschen bisher.
Der Whisky wirkt cremig und ölig, ist aber sehr hell, wie Stroh oder Weißwein und bringt Aromen von Sherry, Früchten und Kräutern. Im Mund finden sich neben Vanille auch reifes Steinobst, Kräuter und ganz leichte Pfefferschärfe.
Ein angenehmer, trotzdem nicht langweiliger Whisky, mit einer guten Mischung aus Süße und Würze.
Weiter ging es mit einer neuen Ausgabe der Signature Edition. Die Signature Edition Twelve ist ein nicht-rauchiger Whisky mit 50,8 % Vol., gereift in drei Fassarten. Dabei handelt es sich um ex-Moscatel de Setúbal-, ex-Jamaika Rum- sowie Virgin Oak Fässern aus amerikanischer Weißeiche im Verhältnis 67 %, 26 % und 7 %.
Bernsteinfarben mit Aromen von Rumrosinen, Melasse und Traubensüße. Im Geschmack finden sich Rum, Trauben und Nuss, aber ebenso Zwetschge.
Eine schöne Mischung aus Traube und Rum, die mit etwas Wasser an Würze gewinnt, Traubenkerne bringt und den Rum etwas in den Hintergrund schiebt.
Als Nummer vier wurde der aktuelle milde Handfilled der Destillerie vorgestellt. Eine dreijährige Erstreifung in kleinen Fässern aus Pfälzer Eiche. Mehrere davon wurden dann in das Fass Nummer #5163, ein ex Sherry Moscatel-Fass, umgefüllt und durften dort weitere 2,5 Jahre weiterreifen. Der mahagonifarbene Whisky bringt in der Nase dunkle Rosinen, Kirschen und Schokolade. Geschmacklich zeigt er dunkle Aromen von Leder, Tabak und Rosinen mit dunkler Schokolade. Das Mundgefühl ist cremig und weich. Die 60,2 % Vol. sind so nicht spürbar. Ein absolut leckerer Whisky. Vermutlich sind die 967 Flaschen leider ausverkauft, bis ich das nächste Mal vor Ort bin.
Nun war die Reihe an Axel Ritt. Das Grave-Digger Band-Mitglied durfte eine neue Abfüllung der Band vorstellen. Wie gewohnt ist es wieder ein stark-rauchiger Whisky (54 ppm). Der GRAVE DIGGER - FIELDS OF BLOOD wurde zusammengestellt aus kleineren Ex-Bourbon-Fässern der Kings County Distillery (20 %), etwas größeren Ex-Bourbon-Fässern von Garrison Brothers (37 %), dazu Ex-Ruby-Portwein-Fässer (37 %) und ein kleiner Teil Ex-Rotweinfässer (6 %). Abgefüllt wurde mit 47 % Vol. in 0,7 l Flaschen. Farblich zeigt sich Bernstein mit einem kräftigen Rosé-Anteil. Die Flüssigkeit wirkt ölig. Das Aroma ist kräftig rauchig mit Fruchtsüße von roten Beeren und Trauben, dazu Vanille. Im Mund ist er eher leicht und weich. Der Rauch ist erstaunlich gut eingebunden und hat einen leicht phenolischen Anklang. Ein erstaunlich zurückhaltender Whisky für 'heavily peated'. Süße und Rauch halten sich die Waage.
Nach dem Einstieg in den rauchigen Part des Abends mit dem Grave-Digger, kam nun eine weitere Neuheit. Der St. Kilian Peated rich & smoky. Der zweite dauerhaft verfügbare Standard-Whisky neben dem milden Classic. Ebenso, wie bei dem Classic handelt es sich um ein Vatting von 70 % Ex-Bourbon-gereifter und 30 % Sherry-gereifter Whiskys (PX und Oloroso) mit 3 Jahren Alter. Nur wurde hier die rauchige Basis mit 54 ppm verwendet. Dem Auge zeigt sich ein klares Gold. In der Nase findet sich dezenter Rauch mit Vanille und Traubensüße, dazu helle Früchte. Der Geschmack spiegelt die Aromen aus der Nase wieder. Das Mundgefühl ist cremig und weich. Ein anständiger Whisky, allerdings gefällt mir hier der milde Classic besser.
Der letzte Whisky des Abends war wieder eine Signature-Abfüllung. Die Edition Thirteen ist eine rauchige Variante und angelehnt an die Edition Five. Auch hier wurden wieder fünf verschiedene Fassarten verwendet. Es kamen Pfälzer, ungarische Eiche, wilde Robinie (Scheinakazie), Kastanie und Kirsche zum Einsatz. Die Whiskys wurden in 2016/2018 und 2019 aus rauchigem Torfmalz destilliert. Der bernsteinfarbene Whisky bringt intensive würzige Aromen. Ich finde Salami (!), Pfeffer und Minze. Langsam kommen florale Parfüm-Noten. Eine ganz eigene Abfüllung. Ich tue mich mit der Beschreibung etwas schwer. Die ausgefallenen Holzarten bringen recht untypische Aromen mit. Sicherlich eine Abfüllung, die spalten wird.
Zum Abschluss des Line-Ups gab es noch etwas Süßes. Wobei der Waldfruchtlikör GRAVE DIGGER BERRY METAL mit ordentlich Rauch daher kommt. Als Basis wird hier der rauchige New Make mit 54 ppm verwendet. Abgefüllt wurde mit kräftigen 40 % Vol..
Die geschmackliche 'rauchige Himbeere' finde ich sehr lecker.
(Bilderquelle: St. Kilian, die Bilder der Flaschen und das Gruppenbild sind dem Video entnommen.)
Mein Resümee:
Für mich war der Sieger des interessanten Abends die Nummer 4, der Handfilled mit der Pfälzer Eiche und dem Ex-Moscatel-Sherry-Fass. Die neuen Standards, der Classic und der Peated, sind sehr ansprechend und gefallen mir wesentlich besser, als Bud Spencer und Terence Hill. Die experimentelleren Abfüllungen mit den exzentrischen Holzarten wie Buche, Zeder, Robinie, Kastanie und Kirsche, sind ausgesprochen interessant und vermitteln ganz neue Aromen. Als Flasche daheim brauche ich sie allerdings nicht. Dafür findet vermutlich bald eine Flasche des Berry Metal den Weg zu mir.
Wer sich das Video anschauen will, findet es hier.
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