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Im Laufe des letzten Jahres haben sich Online-Tastings stark etabliert. Auch ich hatte mich für einige interessante Tastings angemeldet, die ich als Präsenzveranstaltung vermutlich nicht, oder nur mit hohem Aufwand, hätte mitmachen können. Dazu hätte auch dieses Tasting von Riegger's Selection gehört, denn nach Villingen-Schwenningen sind es von mir aus auch einige Kilometer, die ich bisher nur für die Messe 'Hall of Angel's Share', veranstaltet durch Riegger und sehr empfehlenswert, auf mich genommen hatte.
Auch den Hinweis auf dieses Tasting habe ich den Online-Medien zu verdanken. Begonnen hat es am 28. März mit dem Live-Stream von Whisky-Jason, bei dem Lisa Lauinger zu Gast war. Noch während des Live-Streams habe ich ihren Kanal abonniert. Mitte April gab es dort die Vorstellung eines Tomatin. In diesem Video wurde das Tasting beworben und der Tomatin, der wahnsinnig lecker klang, sollte dort im Line-Up dabei sein. Beinahe hätte ich mir den Tomatin direkt gekauft, habe dann aber doch das Tasting gebucht, um ihn vorher probieren zu können (mit dem Risiko, dass er evt. nicht mehr verfügbar ist).
Das Event stand unter dem Motto "Riegger's Selection - Das Beste aus zwei Generationen" und wurde geführt von Uwe Lauinger und seiner Tochter Lisa. Es ging um die Anfangszeit der Riegger's Selection, die Schwierigkeiten und Erfahrungen auf dem Weg und die Herausforderungen und Chancen für die nächsten Jahre.
Das Line-Up des Abends klang sehr vielversprechend. Ich kann vorwegnehmen, dass ich mir drei der Abfüllungen an diesem Abend selbst zum Geburtstag geschenkt habe. Zu diesen Dreien werden demnächst auch noch detailliertere Verkostungsnotizen kommen.
Den Anfang macht ein deutscher Whisky. Der Red Deer VI - Black Forest Summer Edition. Gebrannt wurde der Whisky am 21.04.2015 in einer Whiskybrennerei mitten im Schwarzwald. Nach sechsjähriger Reifung in einem Ruby-Portwein-Fass, wurde er am 04.05.2021, also kurz vor dem Tasting, abgefüllt in einer gehobenen Trinkstärke von 47,8 % vol..
Er hat einen schönen Goldton mit einem leichten Rosé-Einschlag. In der Nase eine hellfruchtige Süße. Leicht und frisch, ideal als Sommerwhisky. Die helle Fruchtigkeit setzt sich auch im Mund durch, dazu etwas Kandiszucker. Auch hier ein insgesamt leichter Eindruck.
Der zweite Kandidat des Abends kommt aus der Speyside Distillery. Dort wurde er 2009 gebrannt. Er erhielt ein Finish in einem Brunello-Fass. Abgefüllt wurde er mit annähernd Trinkstärke von 46,3 % vol.. Das Fass ergab 403 Flaschen.
Die Farbe erinnert an dunkle Bronze. Im Aroma zeigt er dunkle Früchte und braunen Zucker, weinige Töne, Zitrusfrüchte und eine leichte Ingwerschärfe. Er läuft cremig weich über die Zunge. Dann kommt der Ingwer zusammen mit süßlich-sauren Beerenfrüchten.
Bei der Nummer drei handelt es sich um einen Glenallachie. 09.12.2008 destilliert und in ein Bourbon Fass gefüllt. Am 17.02.2017 wurde er umgefüllt in das Gewürztraminer-Auslese Fass eines deutschen Weingutes. Am 17.03.2021 wurde er dann abgefüllt in 334 Flaschen in Fassstärke mit 58,4 % vol..
Eine kräftige Süße von überreifen, hellen Früchten und eine deutliche Schärfe zeigt sich in der Nase. Im Mund überwiegt eher die Würze. Die Komplexität steigert sich mit der Zeit.
Die Nummer vier des Line-Ups war der eigentliche Grund, dass ich mich für das Tasting angemeldet hatte. Ein Tomatin, der 2007 destilliert wurde. Am 19.11.2015 wurde er in ein Riesling Trockenbeerenauslese Fass vom Weingut Markus Molitor umgelagert. Am 23.03.2021 wurde er schließlich mit 57,3 % vol abgefüllt in 241 Flaschen. Eine schwere, tiefe Karamell- und Malz-Süße zeigt sich sowohl in der Nase, wie auch im Mund. Dazu vollreife Früchte. Der Whisky macht Spaß.
Weiter ging es mit einem interessanten Tullibardine. 2013 gebrannt und 2017 abgefüllt. Gekauft wurde der New Make und erst bei Riegger zuerst in ein 1st Fill Oloroso gefüllt. Er erhielt dann noch ein Finish in einem Refill Ex-Bourbon-Fass, das zuvor rauchigen Ardmore enthielt. In der Nase sind die rauchigen Noten nicht zu finden, dafür viele Dunkle Früchte und deutlicher Sherry. Erst im Mund macht sich das Ardmore-Fass bemerkbar. Für seine Jugend recht tief und komplex.
Zu Abschluss gab es dann noch eine wirklich rauchige Abfüllung. Die 'Speckschwarte' des Abends war ein heavily peated Whisky von der Brennerei Bunnahabhain, ein Stoisha gebrannt am 01.10.2014 (und ja, bei Riegger wird er ohne 'a' geschrieben). Bis zum 09.04.2014 durfte er in einem Refill-Sherry Butt reifen. Dann wurde er in Fassstärke mit 60,2 % vol. abgefüllt. Auch eine Variante in Trinkstärke wird es im Angebot geben. Zu den Specknoten gesellen sich noch helle Früchte und Honigsüße. Auch eine wirklich gut gelungene Abfüllung.
Nach der Vorstellung der Abfüllungen gab es natürlich auch die Möglichkeit selbige käuflich zu erwerben. Drei Flaschen wanderten in den Warenkorb. Der Tomatin war eigentlich schon ausverkauft. Für die Teilnehmer des Tastings waren allerdings ein paar Flaschen zurückgehalten worden und wurden an diesem Abend nochmals zum Kauf freigeschaltet. Dank meiner Ungeduld hatte ich allerdings den Glenallachie und den Tomatin schon im Whiskyhort bestellt, Auch der Tullibardine, der bei Riegger im Warenkorb landete, war zu schnell bestellt. Dadurch habe ich das 10%-Angebot von Lisa verpasst. Eigentlich schade, aber die Preise für die Whiskys waren ohnehin fair, also brauche ich mich nicht ärgern.
Mein erstes Tasting mit Abfüllungen von Riegger's Selection war ein voller Erfolg. Lauter leckere Abfüllungen. Einzig der Red Deer konnte mich nicht so richtig überzeugen. Der Tomatin hat gehalten, was ich mir von ihm versprochen hatte und der Tullibardine war für mich die Überraschung des Abends.
Definitiv werde ich die Abfüllungen von Riegger's Selection weiter im Auge - und gelegentlich sicher im Glas - behalten.
P.S.: Auch Aaron Engelmann von Drams United war unter den Teilnehmern. Hier könnt Ihr seine Eindrücke des Abends nachlesen.
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