Messesplitter - The Village 2020

(enthält nicht-bezahlte Werbung aufgrund Namensnennung )

Zum ersten Mal schaffe ich es nach Nürnberg auf die Whiskymesse 'The Village'. Ich hatte bisher so viel Gutes davon gehört, dass ich unbedingt einmal dorthin wollte. Das Messegelände in Nürnberg ist für mich nicht neu. Beruflich war ich schon öfters dort. 

 

Der Start für den Messetag war allerdings denkbar unglücklich. Ich war mit einem günstigen 'Quer durchs Land'-Ticket der Deutschen Bahn ausgestattet und wollte mit dem Regional-Express nach Nürnberg. Als ich am Start-Bahnhof ankam, musste ich erfahren, dass der Zug dort diesmal nicht hält. Der nächste Zug war für zwei Stunden später geplant. Die Alternative war, zurück in die andere Richtung nach Stuttgart und mit dem IC nach Nürnberg mit etwa einer Stunde Verlust. Leider war mein Ticket nicht gültig für den IC, also musste ich ein neues Ticket kaufen, aber die Stunde weniger Verlust war es mir Wert. Letzten Endes bin ich dann doch noch gut an der Messe angekommen. 

Meinen ersten Dram gab es bei Mareike Spitzer (Irish-Whiskeys). Die erste Abfüllung ihrer neuen Abfüllungsreihe Fairy Casks, ein Heavy Peated Rum Cask SIngle Malt Whiskey mit satten 59,4 % Vol.. Ein wirklich leckerer Einstieg in die neue Abfüllungsreihe, die durchaus neugierig macht, auf das was da noch kommen wird. Ich fand ihn zwar nicht wirklich 'heavy peated', sondern eher 'angenehm peated', aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich durchaus etwas 'rauch-versaut' bin. Jedenfalls hab ich mir im Nachgang eine Flasche davon bestellt. Ausserdem durfte ich noch einen 'frisch gezapften' 14-jährigen Fercullen probieren (den konnte man sich als 'hand-filled' mitnehmen) und dabei noch einen kurzen Smalltalk mit Noel Sweeney, dem Master Distiller der Powerscourt Distillery genießen. 

Weiter ging es beim Whisky-Druid Michel Reick. Zwei Abfüllungen des Scotch Universe durften ins Glas. Als erstes eine Empfehlung von Michel, der Ross I - 108° U.2.1' 1974.2", ein 9-jähriger Speysider aus dem 1st Fill Oloroso Hogshead, eine wirklich schöne Abfüllung. Der Zweite war der Ursa Major III 158° U.2.1' 1843.1'' TS, ebenfalls aus dem 1st Fill Oloroso Hogshead, aber vier Jahre älter. Der hat mir sogar noch ein wenig besser geschmeckt. Auf jeden Fall zwei Kandidaten für die Merkliste.

Die nächste Station war der Stand von Schlumberger. Hier hatten es mir zwei Abfüllungen der Strictly Limited Edition von Càrn Mòr angetan. Nach meinen guten Erfahrungen mit Croftengea auf der Whisky-Spring wollte ich auch den 9-jährigen probieren. Danach der 10-jährige Glenlossie. Was soll ich sagen, auch diese beiden Whiskys gehören zu der leckeren Sorte.

 

Nachdem ich Chantalle Seidler mit den Produkten von Bunnahabhain, Deanston, Tobermory und Ledaig etwas vernachlässigt hatte, war es mal wieder Zeit hier meine Erfahrungen etwas zu erweitern. Ein 19-jähriger Tobermory mit Marsala-Finish machte den Anfang und konnte mit schönen und besonderen fruchtigen Noten überzeugen. Gegen den folgenden 21-jährige Deanston mit Palo Cortado Cask Finish war er allerdings chancenlos. Leider war davon vor Ort keiner mehr zu bekommen. Die Preise, die ich im Nachgang im Netz für diese Flasche finden konnte sprengen leider meine Schmerzgrenze.

 

Petra Milde vertrat wieder den Verband der deutschen Whiskybrenner, dem zwischenzeitlich doch schon eine ganze Menge Destillerien angehören. Dabei auch immer mehr, deren Whisky auch durchaus überzeugen kann. Ins Glas kam dann aber kein Whisky, sondern ein fassgelagerter Kornbrand der Yserrain Distillery in München. Mit seinen 2 Jahren Lagerung darf er korrekterweise auch nicht Whisky heißen. Auch geschmacklich war die Bezeichnung Kornbrand absolut treffend.

Auf meinem weiteren Weg bin ich dann am Stand einer deutschen Brennerei hängen geblieben, und ich meine wirklich hängen geblieben. Die Ayrer's Destillery aus Nürnberg, die Destillerie der Hausbrauerei Altstadthof. Meine Aufmerksamkeit wurde durch eine Abfüllung namens Alligator erregt. Ich musste sofort an den Ardbeg Alligator denken. Wie sich herausstellte, bezieht sich der Name auch genau darauf, die Fässer wurden ebenso stark ausgebrannt, wie bei Ardbeg. Insgesamt habe ich ganze 5 Abfüllung verkostet. 

Der Standard der Brennerei heißt Red. Der Name bezieht sich auf die Gerste,  die normalerweise zur Herstellung des Rotbieres verwendet wird. Dann gab es den Ayla. Wenn man den Namen ausspricht, kommt man auf den Grund für den Namen. Er erhielt ein Finish in Laphroaig-Fässern und das tat ihm richtig gut. Der Moonshine ist der auf 46% verdünnte New Make und zeigt deutlich den Grundcharakter der Brennerei. Ein sehr eindrucksvoller Brand. Dann kam natürlich der Alligator aus dem Heavy Toasted Cask. Zum Abschluss habe ich mir den stärksten Whisky geben lassen, den ich bisher im Glas hatte. Der Mastercut hat stolze 75,2 % Vol. und wird als stärkster Single Malt Whisky der Welt bezeichnet. Trotz dem wirklich gut eingebundenen Alkohol, habe ich hier dann doch etwas Wasser dazu gegeben. Die Destillerie hat noch eine Port-, eine Rum-, eine PX- und eine Cognac-Abfüllung im Programm,  die ich allerdings nicht auch noch verkostet habe. Die Whiskys haben mir durchweg sehr gut gefallen und sind durchaus empfehlenswert.

Ein weiterer Halt am Schlumberger-Stand führte mich dann in die Penderyn- und Kavalan-Ecke. Die Penderyn hatte ich bei Monika Pummer in Peiting ausführlich probiert, als war diesmal Kavalan dran. Da ich ja mit den extremen Sherry- und was weiß-ich-Abfüllungen so mein Probleme habe, der 'einfache' Standard-Single-Malt der Destillerie eingeschenkt. Ein schöner, unkomplizierter, alltagstauglicher Dram.

Die Whiskys von Jack Wieber waren mir namentlich durchaus schon ein Begriff. Ins Glas hatte es aber noch keiner geschafft. Hier bot sich nun die Gelegenheit dazu. Eine Sonderabfüllung für die Nürnberger Whiskymesse von Jack's Pirate Whsiky, ein Blend aus Islay Malts war der erste. Danach ein 29 Jahre alter Rhosdhu, eine ehemalige Marke der vielseitigen Loch Lomond Destillerie. Eine echte Erfahrung. Ich hatte noch nie einen derart floralen Whisky im Glas. Ein wirklich würdiger Abschluss meines Messetages in Nürnberg. 

 

 

Leider musste ich die Messe ein wenig überstürzt verlassen. Der Grund war schon wieder ein Zugausfall, der meinen Reiseplan ein wenig über den Haufen warf. Als Grund wurde dieses Mal Vandalismus im Zug genannt (Lag das vielleicht daran, dass der VfB gegen Fürth verloren hatte?).

 

Mein Fazit des Messetages: Eine interessante Messe mit vielen Ausstellern und dem netten Ambiente als Dorf. Leider kann die Kulisse nicht ganz über den etwas ungemütlichen Charme einer Messehalle hinwegtäuschen. 

 

Die Entdeckung des Tages war für mich der Whisky der Ayrer's Destillery. Ein wirklich lohnenswerter Standbesuch. Wenn ich mal wieder in Nürnberg bin, werde ich unter Umständen in der Hausbrauerei Altstadthof vorbeischauen und einen Dram genießen. Whisky-Highlight war definitiv der Deanston mit dem Palo Cortado-Finish, gefolgt von dem Rhosdhu.

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